Chronik

Auszug aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum:

St. Konrad - ein Dorf im Entstehen

Ein Schmuckstück, dieses St. Konrad. Eingebettet in eine wunderschöne Lage am Fuße des Traunsteins, liegt dieser saubere, gepflegte Ort. In einer Gegend, um die man Bewohner beneiden muss. Viel Wald, viel Wiesen, viel unberührte Natur, Ruhe und Erholung - hier ist dies noch reale Wirklichkeit.

Der Name unseres Ortes entspringt kirchlicher Vergangenheit. Die Vorläuferin der heutigen Pfarrkirche, die "Konradi-Kapelle", dürfte ihren Namen nach dem Bischof Konrad von Passau erhalten haben. Dieselbe war eine vielbesuchte Wallfahrtskirche und hieß "Kapelle zum Herrgott in der Wies". Neben der Kapelle befand sich dort, wo heute der Turm steht, ein heilkräftiges Bründl mit der Statue des "heiligen Johannes in der Wüste". 1785 wurde die Konradi-Kapelle Pfarrkirche des Ortes und damit begann die Selbstständigkeit der Pfarre St. Konrad mit ihren heutigen Grenzen.

Das Hochtal zwischen "Lautach" und dem "Alben Fluss" (Alm) war um das Jahr 1000 Waldgebiet, das bis 1189 der Herrschaft Lambach gehörte. Ab 1189 scheinen die Grafen von Regau als Besitzer auf. In den Jahren 1131 bis 1146 erwarb das Stift Kremsmünster verschiedene Besitzeinheiten in der Pfarre Viechtwang von dem Lambachern. Es gibt aber auch Hinweise auf eine mögliche noch frühere Besiedelung ("Rüepeln") in den Forstbergen durch den Fund eines 13,5 cm langen Steinbeiles aus grünem Serpentinstein mit einer 6 cm langen, leicht gebogenen Schneide auf einem Acker des Reichl-Gutes. Dieser Fund dürfte aus der jüngeren Steinzeit stammen, etwa 4000 Jahre vor Christus.

Die zweite Kolonisationsperiode wurde von Grundherren, den Klöstern und Bistümern gefördert. Wie viele der Kolonisten mögen in den ersten Jahrhunderten den Anstrengungen, Entbehrungen, den Witterungsunbilden und den wilden Tieren zum Opfer gefallen sein!
So wanderten die Prämonstratenser aus Schlägl im Jahre 1218 nach siebeneinhalb-jähriger Tätigkeit wieder aus, nachdem ihnen der Abt und ein Mönch vor Hunger und Kälte gestorben waren.
Rodungsarbeiter waren es, die dann kamen. Die älteste rascheste Methode, ein Stück Land oder Wald nutzbar zu machen, war die der "Brennkultur". So entstand ein Abbrennat, Brandstatt, Brennmühle oder z.B Asang (von absengen). Später kamen viel häufiger Hacke und Reuthaue zum Einsatz - die Bäume wurden geschlagen, Wurzel und Gestrüpp zu Aschendünger versengt und der Neubruch dem bei altem Kulturland üblichen Verfahren unterstellt.

Viele Namen erinnern an diese Tätigkeit: Reut, Reid, Karoith, Rotwiese, Greut, Öringrad, sie alle kommen von bajuwarischen Zeitwort riutaren, das heißt reuten oder roden. Ebenso die Wörter mit schlag: Kleinschlag (früher Gleinzschlag von "gleinzen, Schindelbrettln hacken), Mörtlschlag (von Martin).

An den Bergen und Leiten wurde es lichter. Es entstanden z.B. Dürnberg, Höretsberg, Meindlberg bzw. Maurerleiten, Prielleiten oder Hochleiten. Sicheren Aufschluss über die frühesten Bewohner in unserem Gemeindegebiet gibt das älteste "Urbar" (Grundbuch) von Kremsmünster aus dem Jahre 1299, das drei Häuser aus unserer Gegend erwähnt:
1. das heutige Wastlgut zu Edt,
2. das Hubingergut (heute aus drei Häusern bestehend, früher wahrscheinlich ein Besitz) und
3. Mühlleiten - heutige Steffl- und Loidlmühle.

Während die Pfarre schon 1785 selbstständig wurde, war dies bei der Gemeinde erst im Jahre 1848 erstmals der Fall. Diese erste Selbstständigkeit dauerte nur bis 1862. Anschließend wurde St. Konrad wieder Bestandteil der Gemeinde Viechtwang. Aber schon 1885 gab es wieder Bestrebungen in Richtung Selbstständigkeit. Man schuf ein Proponentenkomitee mit Pfarrer P. Marian Fischböck und Franz Strasser (Abbrandler) an die Spitze, das eine Eingabe an die K.K.-Statthalterei in Linz, mit dem Ersuchen um Errichtung einer neuen Ortsgemeinde St. Konrad nach Maßgabe der gleichnamigen Pfarr- und Schulgemeinde richtete. Mit Gesetz vom 5. November 1900, LGBl. Nr. 46. erhob der OÖ. Landtag St. Konrad zu einer selbstständigen Gemeinde. Das große Forstgebiet (Mühldorf II), das nachweislich zur Pfarre St. Konrad gehörte, wurde dann im Mai 1902 wieder unserer Gemeinde zugesprochen.

Die erste Gemeinderatswahl fand am 10. Jänner 1901 statt, bei der Franz Pöll (Gastwirt zu Kranichsteg) zum Gemeindevorsteher gewählt wurde. Die Gemeindekanzlei befand sich in einem angemieteten Zimmer beim Wirt zu Edt. Im Jahre 1913 übernahm Anton Hummer (Öringgut) die Leitung der Gemeinde, jedoch überforderten die vielen Sorgen und Aufgaben, welcher der Kriegsbeginn mit sich brachte, den in seiner Gesundheit Geschwächten derart, dass dieser erst 49-jährig im November 1914 verstarb.
Von 1915 an bis 1919 führte Franz Etzelstorfer (Kröpfelgut) die Geschicke der Gemeinde.
Ab 1919 bis 1938 war dann wiederum Franz Pöll Bürgermeister unserer Gemeinde.

Während des 2. Weltkrieges war von 1938 bis 1942 Josef Holzinger (Schobersberg) Gemeindevorsteher. In den Jahren 1942 bis 1945 wurde St. Konrad gemeinsam mit Kirchham von Josef Ursprunger verwaltet. Im Mai 1945 wurden von der amerikanischen Besatzungsmacht österreichische Verwaltungsstellen eingerichtet. Von St. Konrad wurde ein zwölfköpfiger Gemeinderat mit Michael Hummer als Bürgermeister vorgeschlagen, der bis 1949 provisorisch tätig war. Noch in diesem Jahr wurden die ersten Gemeinderatswahlen nach dem Krieg durchgeführt.

Die weiteren Bürgermeister waren:

von 1949 bis 1955 Michael Hummer (Dürnberg)
von 1955 bis 1973 Johann Pöll (Kranichsteg)
von 1973 bis 1991 Erhard Holzinger (Schobersberg)
von 1991 bis 2007 Franz Steinhäusler (Reichl zu Edt)
von 2007 bis 2018 Franz Kronberger (Lerchbaumer)
seit 2018                 Herbert Schönberger